Schulbesuch



Am Mittwoch hatte ich mich mit meiner Nachbarin, der Frau Hildesheimer, die
Lehrerin an einer Gesamtschule ist, unterhalten. Beiläufig kamen wir auch
auf das Thema Hygiene zu sprechen, Frau Hildesheimer beschwerte sich, daß
einige ihrer Schüler wohl noch nie etwas davon gehört hätten. Des weiteren
wurde erwähnt, daß die Minderjährigen sogar schon Rauchen und sich für das
jeweils andere Geschlecht zu interessieren beginnen. Dies sollte sogar
vereinzelt sogar bei den Mädchen auftreten!!! So darf das nicht sein, sagte
mir eine innere Stimme, und ich schlug Frau Hildesheimer vor, eine ihrer
Unterrichtsstunden zu übernehmen, um den Kindern den Weg auf den richtigen
Pfad zu weisen.

Anfangs hatte Frau Hildesheimer Bedenken, jedoch konnte ich sie sehr
schnell überzeugen, da ich ja ?Streetworker? bin und somit auch etwas
Erfahrung im Umgang mit Minderjährigen habe.

Am Donnerstag betrat ich das Klassenzimmer der 9.Klasse und stellte mich
vor. Nach einem kurzen Umriss meiner Interessen (Katzen) lenkte ich auf das
Gespräch auf?s Thema Hygiene. Meine Hinweise, wie z.B., daß man sich einmal
wöchentlich duschen sollte und abends auch mal die Zähne putzen, stießen
eigentlich eher auf wenig Interesse. Als ich dann ansprach, daß man als
guter Mensch nur mit angezogener Badehose duscht (und nicht nackt, wie es
oft fälschlicherweise getan wird), hatte ich plötzlich das Interesse auf
meiner Seite. Ein junger Knabe fragte mich frech, ob es denn dann nicht
stinken würde, was ich natürlich verneinen konnte.

Nun fingen die Kinder an, sich über mich lustig zu machen - in der ersten
Reihe hielten sie sich die Nase zu, faselte etwas von gelben Flecken auf
meiner Hose. Dann kamen Fragen wie ?hast du Würmer in deiner Hose?? oder
?sieht dein ... auch so ekelig aus wie dein Gesicht?? und ?wie gehst du auf
Toilette?? Unbemerkt hatte Frau Hildesheimer ? alarmiert durch den hohen
Lärmpegel - den Raum betreten. Sie muß wohl nur gehört haben, wie ich
sagte, daß ich die Hose nur im Dunkeln wechsle und keine Tiere darin leben.
Jedenfalls rannte sie heraus und rief den Direktor zu Hilfe, der dann
wutentbrannt mit rotem Gesicht ins Klassenzimmer kam und mich zur Rede
stellte. Als ich dann versuchte, ihm den Sachverhalt zu erklären, schien er
sich nicht ernstgenommen zu fühlen. ?In Badehose? Warum erzählen Sie solch
einen Blödsinn? Frau Hildesheimer, was hat der Mann hier zu suchen??

In dem ganzen Getümmel kam dann auch noch ein Kind auf die ?lustige? Idee,
eine Blumenvase zu nehem und das Wasser auf einer sehr unangebrachten
Stelle meiner Hose auszuschütten. Dummerweise hatten weder der Direktor
noch die Frau Hildesheimer das bemerkt, und sahen sichtlich erschrocken
aus, als sie den Fleck sahen. ?Herr Pfarrpfeifer ? verschwinden Sie aus der
Schule!?

Da ich mich in dieser Situation sowieso nicht gut fühlte, befolgte ich den
Rat vom Direktor, der nun sehr streng mit Frau Hildesheimer diskutierte.
Auf der Straße verlor ich auch noch ein Geldstück und suchte auf dem Boden
danach. Um mich herum sammelte sich eine Menschenmenge, die wohl den
Eindruck hatte, ich sei ?voll bekifft?, wie ein Halbstarker meinte.
Natürlich kamen auch genügend Äußerungen über meine durchnässte Hose, für
die ich ja wirklich nichts konnte! Zuhause angekommen, konnte ich mich nun
endlich mit einem Glas Wasser und schönem Licht aus meiner neuen
Energiesparlampe von den Strapazen dieser Stunde erholen.

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