Wissenswertes über Blondinen





In 200 Jahren wird der letzte Goldschopf geboren. Dies haben
Wissenschaftler in ihrem Computer entdeckt - rein zufällig.
Bello Marcello hatte viele. Er hatte die Schönsten (Cathérine Deneuve, Faye
Dunaway, Ursula Andress).
Und er hatte das Glück, daß es vor 50 Jahren noch genug von ihnen gab.
Blondinen waren sein Schicksal. Heute wäre Film- und Weiberheld Marcello
Mastroianni in der Liga italienischer Latin-Lover-Legenden vielleicht nur
Kreisklasse.
Denn den Engeln auf Erden, den Objekten seiner Begierde, schlägt die
Stunde.
Das Überleben der echten Blondine (blond geboren, blond geblieben) ist eine
Frage der Zeit.
Sie ist inzwischen so selten wie eine kostbare Erstausgabe, die es nur in
limitierter Auflage gibt.
\"Die Tage der Natur-Blondine sind gezählt.
Sie ist vom Aussterben bedroht\", sagt der Kieler Anthropologe Prof. Hans
W. Jörgens.


Mehr oder weniger zufällig waren Forscher der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) in Genf dem nahen Ende des blonden Mythos auf die Spur gekommen.
Eigentlich sollten ihre Computer, programmiert mit Daten aus der
Genforschung, Erkenntnisse über die Bevölkerungsentwicklung liefern.
Was sie ausspuckten, war die Beerdigung von Männerträumen.
Laut Datenanalyse wird in 200 Jahren das letzte hellhaarige Mädchen zur
Welt kommen.
Irgendwo in Finnland. In Deutschland sind Blondinen dann bereits seit 100
Jahren Geschichte.
Deutlich rückläufig ist die Blondinen-Quote (BQ) schon jetzt. Vor 30 Jahren
wurden bei uns noch 50 Prozent aller Kinder mit Goldschopf geboren. Heute
sind es kaum die Hälfte.
Und jedes Jahr werden es weniger.


14 von 15 Blondinen, schätzen Experten, sind Mogelpackungen;
aufgehellt, gefärbt, gesträhnt.
Selbst hoch im Norden droht den Blondinen der Exodus.


Dort, wo traditionell besonders viele blonde Menschen zur Welt kommen, weil
die geringe Sonneneinstrahlung eine starke Pigmentierung von Haut und Haar
als Schutz vor ultraviolettem Licht überflüssig macht.
Nur noch jeder dritte Schwede ist hellhaarig.
Schuld am Tod der Natur-Blondine sind ihre schwachen Gene, die sich
rezessiv vererben.
Das bedeutet: Zeugt ein dunkelhaariger Mann mit einer blonden Frau ein
Kind, setzen sich bei der Vermischung ihrer Erbanlagen die dominanten
dunklen Gene durch.
Die farbstoffproduzierenden Zellen des Säuglings (Melanozyten) werden
darauf programmiert, Farbkörper (Melanosomen) auszubilden, die den Flaum
graubraun schimmern lassen.
Schon im dritten Schwangerschaftsmonat steht fest, mit welcher Haarfarbe
ein Kind zur Welt kommt.
Blond bleiben die wenigsten.

14 Prozent der hellhaarigen Kinder dunkeln im Laufe ihres Lebens nach.
\"Hierbei spielen Sexualhormone und Umwelteinflüsse eine entscheidende
Rolle\", erklärt Prof. Günter Stüttgen, Ethnologe am Berliner
Rudolf-Virchow-Universitätsklinikum. Aus Mädchen mit goldenen
Engelslöckchen werden nur selten verführerische blonde Venusfallen.
Spätestens in der Pubertät kommt bei den meisten die Kurskorrektur in
Richtung dunkel.


Der Abschied von den Blondinen bedeutet Abschied nehmen von einem
Frauenbild, das den Menschen seit Jahrtausenden Rätsel aufgegeben hat. Das
gleichzeitig Reinheit und Hinterlist signalisierte, Verführung und
Bedrohung, Erlösung und Vernichtung. Kein Frauentyp war so vielen
Vorurteilen ausgesetzt wie die Blondine. Sie symbolisierte das Gute,
Unschuld und Natürlichkeit. Wie Botticellis berühmte Venus.


Blond war aber auch die schöne Fassade, hinter der Abgründe lauern mußten.
Die Lorelei, die Männer ins Verderben lockte. Das tödliche blonde Gift.
Marlene Dietrich als Lola im \"Blauen Engel\" (\"Männer umschwirren mich
wie Motten das Licht, doch wenn sie verbrennen - dafür kann ich nicht\").


Die explosive Sex-Bombe á la Marilyn Monroe. Und das blöde Blondchen Nina,
deren Faxe man an der Briefmarke erkennt. Die Gott erschuf, weil Schafe
kein Bier holen können. Eine Witzfigur. Ein Engel mit gestutzten Flügeln.
Schön, sexy, nichts in der Birne. Dabei sind im amerikanischen
\"Mensa-Club\" - Treff besonders Kluger Köpfe, 27 Prozent der Mitglieder
hellhaarig.


Und blond ist das Markenzeichen von Erfolg und Seriosität. Nachrichten
werden im deutschen Fernsehen fast ausschließlich von Blondinen präsentiert
(Dagmar Berghoff, Nina Ruge, Sabine Christiansen). Hollywood drehte allein
64 Filme mit dem Titel-Thema \"Blond\".


Vor allem bei Männern stehen die Goldköpfe hoch im Kurs. Der Playboy Rolf
Eden schwört auf helles Haar. Pleitemilliardär Donald Trump legte Millionen
auf den Tisch, um eine Blondine durch eine andere zu ersetzen. Und Rocker
Mick Jagger ließ sich von einer Blonden zähmen. Blondinen bringen
Phantasien auf Hochtouren, wecken Beschützerinstinkte und lösen Jagdfieber
aus.


Hinter dem Goldschleier vermuten Männer ein Geheimnis, das sie lüften
wollen. Bei so viel Aufmerksamkeit ist es kein Wunder, daß Frauen stets
versuchten, dem Männerideal näher zu kommen. Die alten Römerinnen staubten
sich Gold aufs Haupt, um Blond vorzutäuschen. In der Renaissance waren
Asche und Irispulver Mittel zum Zweck. Oder eine geheimnisvolle Mixtur aus
Eidechsenfett, Schwalbenmist und Bärenknochen. Je seltener Blond wird,
desto begehrter ist es. Und desto mehr legen sich Frauen ins Zeug, den
drohenden Verlust künstlich auszugleichen.


Selbst in den klassischen Schwarzen-Metropolen Lateinamerikas wird gefärbt,
was die Tuben hergeben. Bei Manhattans farbiger Künstler-Szene ist es
angesagt, sich die Afrolocken Marilyn-like zu oxidieren.


Blond ist der aktuelle Trend Nr.1 und hat die Modefarbe Rot deutlich
abgehängt. In Deutschland machen Tönungs- und Färbemittelhersteller 40
Prozent ihres Umsatzes mit Blondierungen. Tendenz steigend.
\"Die Welt kann auf Blondinen nicht verzichten\", sagt Anthropologe
Jörgens. \"Und sie wird es nicht tun, weil mit ihnen ein Stück
Kulturgeschichte verschwinden würde.\"


Die Blonde geht, der Mythos bleibt. Ihr Ende ist nicht das Ende. Totgesagte
leben bekanntlich länger.

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